Clusterkopfschmerz

Cluster-Kopfschmerz

Cluster-Kopfschmerzen äussern sich mit streng einseitigen, in Attacken auftretenden, stärksten Schmerzen im Bereich der Augen, der Stirn oder der Schläfe. Das Wort „Cluster“ spiegelt die Eigenart dieser Kopfschmerzen wieder, welche periodisch gehäuft im Herbst oder Frühjahr für einige Wochen bis mehrere Monate auftreten.

„Eines Tages hatte ich nachts plötzlich diese starken Kopfschmerzen. Ich wusste gar nicht, was los ist. Die Schmerzen waren unglaublich heftig und ich dachte zuerst, das wäre ein Tumor!“ Stefan, 58 Jahre

Die Symptomatik

Die heftigen und einseitigen Attacken dauern meist zwischen 15 und 180 Minuten und treten häufig unvermittelt innert Minuten mit maximaler Stärke auf. Werden Clusterpatienten über die Intensität ihrer Kopfschmerzattacken mittels 10er-Skala befragt dann antworten sie „15!“ oder „20!“. Die Patienten beschreiben den Schmerz als „Stich mit einem heissen Messer ins Auge“. Häufig treten die Attacken 90 min nach dem Einschlafen auf und wecken den Patienten aus dem Tiefschlaf, treten aber ebenso untertags, häufig zu einer wiederkehrenden Uhrzeit auf. Die Attacken sind immer von sogenannten autonomen Veränderungen im Gesicht begleitet: rotes Auge, Tränen, Nasenlaufen, verstopfte Nase, Schwitzen am Kopf, verengtem Lidspalt, geschwollenem Lid, verengter Pupille. Typisch ist auch das saisonale Auftreten mit Häufung der Kopfschmerzattacken über Wochen im Frühling oder Herbst. Zwischen diesen „Clustern“ sind die Patienten mitunter bis zu Jahren beschwerdefrei.

Sind Clusterkopfschmerzen häufig?

Die Angaben über das Auftreten von Clusterkopfschmerzen variieren in der Literatur zwischen einem von tausend und einem von hundert Menschen. Männer sind dreimal so häufig wie Frauen betroffen. Zumeist treten die Beschwerden zwischen dem 25. und 65. Lebensjahr auf.

Wie werden Clusterkopfschmerzen verursacht?

Die genaue Genese von Clusterkopfschmerzen konnte bislang nicht geklärt werden. Es wird vermutet, dass der Hypothalamus als Regelzentrum der circadianen Rhythmik und des Schlafes eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Clusterkopfschmerzen spielt. In der Folge werden schmerzleitende Bahnen im Bereich des Gesichtsnervs durch unbekannte Einflüsse stimuliert, wodurch der Hirnstoffwechsel nachhaltig beeinflusst wird. Für eine Störung im Hypothalamus sprechen die tageszeitlichen Verteilungen der Clusterattacken ebenso wie die Häufung der Clusterepisoden im Frühling und Herbst.

Triggerfaktoren für Clusterkopfschmerzen

Es gibt Faktoren, welche Clusterattacken auslösen können. Alkohol, besonders Bier, ist in den Clusterphasen ein sicherer Stimulus für eine Attacke, nicht jedoch zwischen den Clusterphasen. Welche Mechanismen die Clusterphasen als Ganzes aktivieren, ist weiterhin unklar. Häufig spielt Stress als Aktivierungsfaktor eine wesentliche Rolle wobei wissenschaftliche Studien diesen Zusammenhang bislang nicht belegen konnten.

Diagnose

An oberster Stelle der Etablierung der Diagnose Clusterkopfschmerz steht das ausführliche Patienten-Arzt-Gespräch sowie die neurologische Untersuchung. Zum Ausschluss einer sekundären Kopfschmerzursache sollte die Erstuntersuchung eine Magnetresonanztomographie des Schädels beinhalten. Dabei wird explizit nach möglichen Mittellinien nahen Tumoren, entzündlichen Veränderungen oder Hirninfarkten als Ursache der Kopfschmerzen gesucht. Häufig bleiben diese Abklärungen aber unauffällig.

Bei der Diagnosefindung bleibt zu beachten, dass Clusterkopfschmerzen parallel zu anderen Kopfschmerzarten auftreten können. Dann kann der sonst so charakteristische, streng einseitige Schmerz durch eine zweite Kopfschmerzart maskiert werden. Hierdurch kann die richtige Diagnosestellung massgeblich erschwert werden. Darüber hinaus existieren Varianten von Clusterkopfschmerzen, welche zumeist durch den Spezialisten vom klassischen Clusterkopfschmerz abgegrenzt werden müssen, da sie anderweitiger Therapien bedürfen.

Therapie

Clusterkopfschmerzen sollten durch einen mit der Erkrankung vertrauten Arzt therapiert werden. Zum einen sind zur Behandlung verschreibungspflichtige Medikamente erforderlich, zum anderen sollten diese auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst werden. Bei der Therapie unterscheidet man die Akutbehandlung und die Prophylaxe:

Akutbehandlung
Bemerkenswert bei der Akutbehandlung von Clusterkopfschmerzen ist, dass sechs von zehn Betroffene auf die Inhalationen von reinem Sauerstoff (O2) ansprechen. Dieses Ansprechen kann neben der Akutbehandlung auch zu diagnostischen Zwecken genutzt werden. Neben der Inhalation von reinem O2 zeigen vor allem Triptane eine sehr gute Akutwirkung: Zur schnelleren Schmerzlinderung werden diese vor allem subkutan injiziert oder als Nasensprays inhalativ verabreicht. Im Gegensatz zu Tabletten (30-40 min) führt der genannte Applikationsmechanismus bereits nach 5-15 min zu einer signifikanten Besserung der Attacken. Als Nebenwirkung kann es zu Schwindelgefühlen, Schläfrigkeit, Schlundkrämpfen und allgemeiner Schwäche kommen. Patientin mit Bluthochdruck, Zustand nach Herzinfarkt, Angina pectoris oder einem Schlaganfall dürfen diese Therapien nicht erhalten. Eine weitere Behandlungsalternative ist das Eintropfen eines örtlichen Betäubungsmittels, der 4%igen Lidocain-Lösung. Dieses unterbricht die Schmerzleitung und hemmt damit den Schmerz. Vorteil ist die geringe Rate an Nebenwirkungen, Nachteil ist, dass nur jeder dritte Patient auf diese Art der Behandlung anspricht.

Prophylaxe
Bei chronischen sowie episodischen Clusterkopfschmerzen mit langen Clusterepisoden ist das verschreibungspflichtige Verapamil Mittel der Wahl. Die Tagesdosis muss individuell angepasst werden. Zur Therapieeinstellung sind regelmässige EKG-Kontrollen erforderlich. Der Vorteil des Medikaments ist, dass es auch als Dauertherapie gut verträglich ist. Der Nachteil ist, dass es nur schrittweise über Tage bis Wochen aufdosiert werden kann. Medikamente der zweiten Wahl sind die Antiepileptika Topiramat oder Valproat sowie das Antipsychotikum Lithium. Bei Clusterepisoden, welche kürzer als zwei Monate dauern, ist Prednisolon Mittel der ersten Wahl. Prednisolon ist ein Steroid. Aufgrund seiner Nebenwirkung sollte Prednisolon nicht dauerhaft eingenommen werden. Ein Grundprinzip der Clusterkopfschmerzbehandlung ist, dass wenn Monotherapien nicht möglich sind, eine Kombinationstherapie unter ärztlicher Kontrolle ausprobiert werden sollte.

Kontakt

Dr. med. univ. Wolfgang Dent
Facharzt für Neurologie
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